Über das Zuhören
Heute geht es mir um das Zuhören. Zuhören zu können, ist laut Duden „(etwas akustisch Wahrnehmbarem) hinhörend folgen, ihm seine Aufmerksamkeit zuwenden“ bzw. „anhören; mit Aufmerksamkeit hören; hörend in sich aufnehmen”. Es geht also nicht nur darum, nur zu hören, dass jemand spricht, sondern achtsam und mit voller Aufmerksamkeit zu hören, was jemand sagt.
Als Coaches lernen wir aktiv zuzuhören, was bedeutet, dass der Gesprächspartner ein aktives Feedback bekommt und zum Weitersprechen ermutigt wird.
Was ist aktives Zuhören?
Es ist die zentrale Gesprächsführungstechnik des Coach, zu der neben dem Verbalisieren von Gefühlen und Bedürfnissen des Coachees auch das sachliche Zusammenfassen dessen, was gesagt wurde, und gezieltes Nachfragen gehören.
Entwickelt wurde diese Technik von Carl Rogers, dem Begründer der Gesprächspsychotherapie. Aktiv zuhören heißt allerdings nicht, zuzustimmen.
Es gibt drei Stufen:
- Zuhören: Ich höre aufmerksam zu und signalisiere dies durch Blickkontakt.
- Verstehen: Um zu überprüfen, ob ich das Gehörte inhaltlich richtig verstanden habe, wiederhole ich das Gesagte mit meinen eigenen Worten
- Gefühle: Ich versuche, die Gefühle des anderen zu verstehen und ihm meine Eindrücke wiederzugeben
Es braucht eine offene, zugewandte Haltung.
Für mich ist das aktive und achtsame Zuhören verknüpft mit meiner Haltung. Sie spielt eine große Rolle beim Zuhören. Gerade als Coach bin ich immer offen und interessiert an meinem Coachee und dem, was mir berichtet und wie es berichtet wird. Vor einem Gespräch fokussiere ich mich voll und ganz auf diese Haltung. Mein Coach-State.
Vor einem Gespräch fokussiere ich mich voll und ganz auf diese Haltung. Mein Coach state.
Was ein „Coach state“ ist?
Der „COACH state“ wird zu Beginn eines Coachings bewusst herbeigeführt. Robert Dilts geht davon aus, dass wenn der COACH state erreicht ist, der Coach mit dem Coachee in Austausch tritt und dabei eine kollektive Intelligenz wirksam wird, die dann das Coaching begleitet.
Er steht für:
Centered/ zentriert
ich als Coach bin bei mir. Dilts nennt das „in seiner somatischen Quelle zentriert sein und hat hierfür den Ort eine Mittelfingerbreite unterhalb des Bauchnabels bestimmt.
Open/ offen
Mein Herz ist offen
Aware / bewusst aufmerksam
Ich nutze alle meine Sinne.
Connected / verbunden
Ich bin verbunden mit all meinen Ressourcen, nicht nur dem Verstand, auch dem gefühlsmäßigen Ressourcen und meiner Umwelt.
Holding / haltend
Ich schaffe einen Raum, in dem alles Willkommen ist.
Ich merke immer wieder, dass diese Haltung nicht nur im Coaching förderlich ist, sondern auch im alltäglichen Miteinander in jedem unserer Umfelder. Die Geschichten meiner Mitmenschen höre ich gern und freue mich, wenn ich mein Ohr leihen kann. Früher wurde ich deswegen auch oft als „Kummerkasten-Tante“ bezeichnet.
Umso schöner, dass ich heute Menschen bei Ihren Themen und Herausforderungen unterstützen und mit aktivem Zuhören zum Finden von Handlungsoptionen beitragen darf.
Neben dem aktiven Zuhören gibt es noch unzählige Modelle und Methoden für Kommunikation und die Unterstützung von Coachees. Eines davon ist das Vier-Ohren-Modell.
Vier-Ohren-Modell
„Es ist grün.“
Kennst Du diesen Satz?
Ja? Dann hast Du entweder schon mal mit jemandem im Auto gesessen, der Dich auf die grüne Ampel aufmerksam machen wollte, oder Du kennst das Vier-Ohren-Modell von Friedemann Schulz von Thun.
In diesem Modell wird dieser Satz gern genutzt, um die vier verschiedenen Möglichkeiten des Hörens darzustellen.
Schulz von Thun geht davon aus, dass das Senden einer Nachricht an jemanden und das Empfangen desjenigen auf vier verschiedene Weisen passieren kann.
Wenn ich Dir also sage, dass die Ampel grün ist, kannst Du das vollkommen anders auffassen, als ich es gemeint habe. Entscheidend ist, wie es bei Dir ankommt.
Diese vier Ebenen gibt es:
- Sachebene - worüber ich Dich informiere. Du entscheidest, ob meine Info wahr und relevant für Dich ist.
- Selbstoffenbarung - was ich von mir preis gebe. Meine Äußerung enthält meine Meinung, Werte und Gefühle.
- Beziehung - wie ich zu Dir stehe oder was ich von Dir halte.
- Appell - was ich von Dir will.
Nun kann ich etwas auf eine der vier Varianten meinen und Du hörst aber eine ganz andere Variante. Ich sage Dir: „Die Ampel ist grün“ als Information und Du hörst einen Appell „Fahr los!“.
Da können schon mal Konflikte entstehen.
Ich finde dieses Modell daher immer wieder eine gute Erinnerung an uns selbst, dass wir entscheiden können, welche der Ebenen wir hören wollen. Mir passiert es oft, dass ich Appelle höre, wo keine ausgesprochen wurden.
Je mehr ich darauf achte, desto bester kann ich ein anderes Ohr „anschalten“ und zum Beispiel einfach nur die Information aufnehmen.
Im Coaching können wir gemeinsam entdecken, welche Ohren Dir „wachsen“ sollten und welche wieder kleiner werden dürfen. Das Modell kann Dir eine Hilfe sein, um Handlungsstrategien zu finden.
Wenn Du ein offenes Ohr oder Unterstützung bei der Bearbeitung eines Problems oder einer Herausforderung brauchst, freu ich mich, von Dir zu hören.